smartVEST – so lebt der Kreis Recklinghausen Digitalisierung

smartVEST – so lebt der Kreis Recklinghausen Digitalisierung

Ein gemeinsamer positiver Wandlungswille führt zum Ziel

Mit seiner smartVEST-Strategie macht sich der Kreis Recklinghausen auf in die digitale Zukunft. Beteiligung spielt dabei eine wichtige Rolle. 

Zuletzt geändert am 21. Dezember 2023

Der Kreis Recklinghausen, auch Vestischer Kreis genannt, zählt zu den einwohnerstärksten in Deutschland. Zudem liegt er im Ruhrgebiet, welches in jüngster Vergangenheit einen umfassenden Strukturwandel durchläuft. Digitalisierung und Open Government sind hierbei essenzielle Themen, die von der Politik mit der Entwicklung der regionalen Digitalisierungsstrategie smartVEST angeschoben wurden.

Wir sprachen mit Jürgen Vahlhaus, Fachdienstleiter Kataster und Geoinformation, und Saskia Dankwart-Kammoun, Koordination smartVEST, Fachdienst Wirtschaft, über den smarten, nachhaltigen Kreis, den smartVEST.  

Der Kreis Recklinghausen wird sich mit smartVEST eine ambitionierte Digitalisierungsstrategie geben. Wie kam es dazu und wie ist Open Government darin verankert? 

Die Digitalisierung bietet uns Chancen und Potentiale die Lebensqualität vor Ort weiter zu verbessern und die soziale Balance zu wahren, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln und die regionale Wirtschaftsentwicklung effektiver zu gestalten und transparente Verwaltungsprozesse zu schaffen. Kreisangehörige Städte und Kreis haben daher im Mai 2021 beschlossen, eine gemeinsame digitale Zukunftsstrategie plus Umsetzung für den Kreis Recklinghausen zu entwickeln. Im Mai 2022 gab es den Beschluss zum Vestischen Digitalpakt, der den Prozessstartschuss zur smartVEST-Strategieentwicklung bedeutet. Über den Sommer 2023 hinweg wurde gemeinsam mit den Städten, dem Kreis sowie mit regionalen Akteuren aus Wirtschaft und Gesellschaft durch Beteiligungsworkshops ein Entwurf der smartVEST-Strategie erarbeitet.  

Die Einwohnerinnen und Einwohner im Kreis wurden außerdem durch eine Online-Umfrage in den Strategieentwicklungsprozess eingebunden. Dies machte die Bedürfnisse, Ideen und Visionen für ein smartVEST aus Sicht der Bevölkerung klarer und ist quasi auch als erste Sofortmaßnahme im Sinne eines Open Government-Ansatzes zu sehen.  

Denn in der smartVEST-Strategie spielt Open Government im Sinne einer smarten Verwaltung eine zentrale Rolle. Der Kreis und seine angehörigen Städte bekennen sich zu den Open Government-Prinzipien und schaffen so eine offene, transparente und partizipative Verwaltung.  

Was sind die drei wichtigsten Erfahrungen, die Sie im Kreis und den angehörigen Kommunen mit der Umsetzung von smartVEST gemacht haben? 

Der Kreis Recklinghausen und seine kreisangehörigen Städte haben sich aus eigener Kraft, ohne Drittförderung, auf den Weg gemacht, eine Digitalisierungsstrategie zu entwickeln, die über eine reine Verwaltungsdigitalisierung hinausgeht. Alle gemachten Erfahrungen sollten unter dieser Maßgabe betrachtet werden.  

Wichtigste Erkenntnis: Durch den Beteiligungsprozess konnten die Stärken und Potentiale des Kreises Recklinghausen und seinen angehörigen Städten herausgearbeitet werden, die der erfolgreichen Umsetzung von smartVEST dienen. Beispielsweise eine hohe Qualifikation in Fachgremien und Ausschüssen, die gute Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen und ganz praktisch der weit fortgeschrittene Glasfaserausbau.  

Eine weitere Erfahrung aus dem Beteiligungsprozess ist, dass der Kreis und die Städte, über unterschiedliche finanzielle und personelle Ressourcen verfügen. Dies wird bei der Umsetzung von smartVEST immer zu berücksichtigen sein, und der Umsetzungsprozess befindet sich noch am Anfang. Aus den zurückliegenden Aktivitäten und Prozessen haben wir jedoch lernen können, dass wir im Kreis über einen gemeinsamen positiven Wandlungswillen verfügen.  

Im September fand das erste Open Government Barcamp im Rahmen von smartVEST zu den Themen Digitalisierung, Open Data, Bürgerbeteiligung und mehr in Herten statt. Können Sie hierzu einen Rückblick geben?  

Das Open Government Barcamp smartVEST ist als vorläufiger Höhepunkt der öffentlichen Beteiligung am smartVEST-Strategieentwicklungsprozess zu sehen. Wir haben uns für das innovative Konferenzformat des Barcamps entschieden, um ein offenes Beteiligungsformat anbieten zu können, das alle Menschen in der Region einlädt, sich über die Digitalisierung von Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft auszutauschen.  

Rückblickend können wir das Barcamp als Erfolg verbuchen. Etwa 80 Teilnehmende aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft konnten sich über den Tag verteilt in 15 Sessions zu verschiedenen Themen der Digitalisierung austauschen. Die Sessions reichten von aktivierenden Spielen, die agiles Arbeiten verdeutlichten, über eine Live-Präsentation von Messdaten für Einsatzmöglichkeiten des LoRaWAN-Systems, hin zu Diskussionen zum Onlinezugangsgesetz sowie der Präsentation von bestehenden Smart-City-Ansätzen im Kreis Recklinghausen.  

Den Abschluss des Barcamps bildete eine lebhafte Podiumsdiskussion mit Landrat Bodo Klimpel sowie den Bürgermeistern Rajko Kravanja (Castrop-Rauxel) und Matthias Müller (Herten). Es wurden die unterschiedlichen Einstellungen deutlich, wie mit Ausprägungen der Digitalisierung gelebt und gearbeitet werden kann. Dennoch dominiert der übergreifende Wille, durch eine gemeinsame Digitalisierungsstrategie den Kreis zu einem smartVEST zu entwickeln.  

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Session LoRaWAN zum Barcamp in der Weisskaue, © Alexander Renz

Bürgerbeteiligung – ob vor Ort und via E-Partizipation – ist ein essenzieller Punkt bei Open Government. Was bietet der Kreis Recklinghausen an dieser Stelle?   

Mit der Online-Umfrage, die zum bundesweiten Digitaltag startete, und dem Barcamp haben wir Bürgerbeteiligung bereits in der smartVEST-Strategieentwicklungsphase sichergestellt. Langfristig ist geplant, jährlich eine Digitalisierungskonferenz durchzuführen. Da das Barcamp so gut angenommen wurde, möchten wir dieses Format in den nächsten zwei Jahren nochmals anbieten.  

Zudem ist eine der smartVEST-Leitlinien die Einbindung von Bürgerinnen und Bürger durch innovative digitale Partizipationsprozesse. Hier werden wir in Zukunft bedarfs- und themenspezifische Formate umsetzen. Unser Ziel: Durch analoge und digitale Beteiligungsformen im Sinne des Open Government-Ansatzes eine hybride Beteiligungskultur zu schaffen – sei es für kurzfristige Entscheidungsfindungen oder bei langfristigen Prozessen. Für formale Beteiligungen wurde auch schon das Beteiligungstool vom Land NRW eingesetzt.